Modul 5B oder – sich Raum nehmen, um dem eigenen Projekt Raum zu geben

Modul 5 ist durchgehend praxisorientiert konzipiert. Schon die Annäherung an die Präsentation selbst in Teil A an der Richtsberg-Schule in Marburg einige Wochen zuvor erfolgte in Form von Workshops, die den Teilnehmer:innen Wege zeigen sollten, das eigene künstlerische Projekt in Worten, Farben, Klängen oder Bewegungen zu erkunden.

Vorbereitend auf Modul 5B und die performative Präsentation eines eigenen künstlerischen Projekts auf Burg Fürsteneck sollten wir Projektidee und -verlauf im Rahmen einer schriftlichen Ausarbeitung darlegen. Und bereits hier zeigte sich für mich eine gewisse Schwierigkeit darin, die mir bekannte(n) Rolle(n) zu verlassen, um einen Beitrag zu kultureller Bildung an Schule(n) zu leisten. Als Lehrkraft denke ich diese immer in Verbindung mit Schüler:innen, bei denen das Prinzip der Freiwilligkeit eben nur bedingt gegeben ist und gegeben sein kann, wenn der Handlungsort Schule ist.

Rückblickend hätte ich diesen besser verlassen sollen, um außerhalb von Schule ein kulturelles Bildungsangebot zu machen, an dem dann auf freiwilliger Basis junge oder ältere Menschen hätten teilnehmen können ohne der schulspezifischen Taktung von Unterrichtszeiten unterworfen zu sein. Denn die variiert ja sogar noch von Schule zu Schule, sodass schulübergreifende Kooperationen nochmal schwieriger umzusetzen sind, vor allem, wenn künstlerische Projekte in dem einen Bildungsgang eigentlich keinen Raum einnehmen.

Dennoch habe ich mich mit meinen zwei linken Händen für mein Cajon-Projekt auf unbekanntes Terrain begeben und mit Schüler:innen unter Anleitung des Percussionisten Thiago Oliveira klingende Kisten gebaut und bespielt.
Und dennoch war auch hiernach noch nicht Schluss, denn mit drei übrigen Bausätzen und einem Teil meiner Schüler:innen wiederholten wir den Workshop in einer dritten Klasse einer Trierer Grundschule. Und gerade dieses Aufeinandertreffen der Jugendlichen mit den Acht- und Neunjährigen barg so viel Potenzial, um voneinander zu lernen. Die Begeisterung für das Arbeiten mit Holz und Farben sowie dem Instrument, das man gemeinsam gebaut hatte, war bei den Kindern offensichtlich. Auch die Großen konnten begeistern, ihr handwerkliches Geschick unter Beweis stellen und die Kinder angemessen anleiten und einbeziehen.

Doch zurück zu Modul 5B – B wie Burg: Auf Fürsteneck gibt es viele Räume, etwa für Fortbildungen und Seminare. Und ein Atelier. Hier durften wir unsere Projektpräsentationen verorten – wahlweise auch in Vorräumen, Treppenaufgängen oder unter freiem Himmel.
Da ich Fotos, Schüler:innenzitate und ein Video zeigen möchte, heißt es für mich drinnen bleiben und Raum mit anderen teilen. Nervenaufreibend. Denn es geht nicht nur darum, bestimmte Ecken bzw. Quadratmeter zu verteilen, die eingenommen werden können ohne anderen ins künstlerische Gehege zu kommen. Und doch passiert’s. Vorab gesetzte Grenzen werden verschoben. Immer wieder. Auch akustisch wird die Gesangsprobe der einen zur hörbaren Herausforderung für andere. Am Ende des Tages fließen Tränen. Schade irgendwie. Aber auch eine ästhetische Erfahrung.

Das eigene Projekt reiht sich am Präsentationstag ein in einen performativen Walk durch die Burg – maximal 10 Minuten stehen den Teilnehmer:innen hierfür zur Verfügung, was organisatorisch sein muss. Klar, kenne ich ja schon von Schule.
Was ich aber gleichzeitig bedauere, denn es führt leider dazu, dass keine Präsentation wirklich nachwirken kann. Auch irgendwie schade.

Während meiner zehn Minuten gehe ich in einen Dialog mit meinem Cajon und versuche hierbei die wesentlichen Punkte des Projektverlaufs zu thematisieren. Zeit, Geld und ein hohes Maß an Motivation sind nötig. Quasi meine Gelingensbedingungen. Ob ich damit andere Rollen erkundet habe? Dies muss ich verneinen.

Im Nachgespräch heißt es, ich hätte meine Rolle als Initiatorin stärker herausstellen sollen. Und da eröffnet sich das bereits bekannte Spannungsfeld, in dem wir Lehrkräfte uns bewegen – natürlich initiieren wir Lernprozesse. Jeden Tag. In jeder Stunde. Getaktet auf 45 oder 90 Minuten. Und irgendwann bewertet zwischen 1 und 6 oder 15 und 0 MSS-Punkten. Initiieren wir nicht immer etwas und hoffen damit, bei Schüler:innen eigene Denk- und Handlungsprozesse in Gang zu setzen? Hierin eine andere Rolle zu sehen, erschließt sich mir nicht. Diese stärker herauszustellen, meinetwegen, aber auch hier professionsbezogen wohl einfach schon als Teil meiner Lehrerinnenrolle verinnerlicht.

Während des Projekts war ich selbst oft auch in der Schüler:innenrolle – habe Neues gezeigt bekommen, um Unterstützung gebeten, aber auch anderen geholfen, und irgendwann ein fertiges Cajon mein eigen nennen dürfen. Ich habe die Grundschläge gelernt und ausprobiert. Trommeln in der Gruppe war schon cool, denn gerade diese hör- und sichtbar gewordene Gemeinsamkeit verdeutlichte, dass das Wir größer ist als das Ich. Und das ist hoffentlich auch das, was durch dieses Projekt bei meinen Schüler:innen und den extrem begeisterungsfähigen Grundschüler:innen nachwirkt.

Text & Bilder: Anita Zender

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