Von Gelingensbedingungen und einem Best Case

Entwicklung bezieht sich allgemein gesehen auf einen Prozess der Entstehung, der Veränderung bzw. des Vergehens. Dieser Prozess basiert auf drei Prinzipien: Wachstum, Reifung und Lernen. Sowohl prozessual als auch prinzipiell sollte sich Schule als Bildungseinrichtung stets weiterentwickeln – was ja ebenso von den ihr anvertrauten Individuen über so viele Jahre ihres Lebens gefordert und gefördert wird.

Impressionen im Flur der RGS Marburg

Wissensschaftstheoretisch führt uns Professor Ivo Züchner zum Auftakt des Moduls 4A rund um den Themenkomplex „Schule und Schulentwicklung“ in die verschiedenen Funktionen von Schule ein und stützt sich dabei auf das Standardwerk „Theorie der Schule“ des österreichischen Pädagogikprofessors Helmut Fend, erstmals erschienen 1980. Neben der Qualifikations-, der Allokations-, der Integrations- und der Betreuungsfunktion von Schule beinhaltet Fends Modell auch die Enkulturation, also die Vermittlung kultureller Teilhabe und kultureller Identität.

Doch auch die Schulentwicklung hat sich im Laufe der Jahrzehnte entwickelt, von strukturellen und curricularen Veränderungen auf Makroebene hin zu Prozessen die Einzelschule(n) betreffend (vgl. Maag Merki, 2021). Maag Merki nennt verschiedene Gelingensbedingungen, wie etwa die „dauerhafte Weiterentwicklung von Lernen und Unterrichten als gesamtschulische Aufgabe“, eine positive Schulkultur und Schule als „Lerngemeinschaft“ (ebd.).

Die bkj (= Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung e.V.) hat daran anknüpfend Gelingensbedingungen für kulturelle Schulentwicklung formuliert. Die bkj ist sowohl der Dachverband der Bundesverbände, Landesvereinigungen und bundesweit agierender Institutionen der kulturellen Bildung in Deutschland als auch Fachverband für die Weiterentwicklung und Förderung der kulturellen Kinder- und Jugendbildung.

Das Konzept der kulturellen Schulentwicklung erstreckt sich dabei auf die drei Ebenen Unterricht, Organisation und Personal. Auf der Ebene der Unterrichtsentwicklung geht es etwa darum, künstlerisch-ästhetische Methoden anzuwenden bzw. Schule als ästhetischen Erfahrungsraum zu konzipieren.

Organisatorisch soll Kulturelle Bildung verbindlich Einzug ins Curriculum bzw. die Jahresplanung halten. Und auf personeller Ebene beispielsweise Fort- und Weiterbildungen für die Lehrkräfte mit Blick auf kulturelle Bildung wahrnehmen. Von einer kulturaktiven (oder -interessierten) Schule bis hin zur kooperativen Kulturschule, in der sich kulturelle Bildung durch alle Qualitätsbereiche der Schule zieht, ist es ein mehrjähriger Prozess.

Die Richtsberg-Gesamtschule im hessischen Marburg hat diesen erfolgreich durchlaufen, wie Cedric Lütgert uns in seiner Präsentation zum Abschluss dieses Moduls eindrucksvoll darstellt. Ein Best Case, quasi. Die Begeisterung für „seine“ Schule ist dem Lehrer deutlich anzumerken.

Flurimpressionen RGS Marburg

Lütgert ist seit 2016 an der RGS und engagiert sich neben seinen Fächern Englisch, Geschichte und Darstellendes Spiel für kulturelle Bildung im Team.Kultur.Schule sowie der Öffentlichkeits- und Netzwerkarbeit an der RGS. Zudem ist er am Büro für Kulturelle Bildung des Hessischen Kultusministeriums tätig und arbeitet dort im Schwerpunkt der „InnoLabSchool“, der Verbindung zwischen der Richtsberg-Gesamtschule und der Philipps-Universität Marburg. Zum Schluss seines Vortrags betont Lütgert, dass Hospitationen an der Richtsberg-Gesamtschule jederzeit möglich seien.

Vielleicht wäre das auch was für mich, so gesehen als Ausgangspunkt, um die RGS-Lebenswelt zu erkunden und eine Schule von innen heraus zu erleben, die zu einem ästhetischen Erfahrungsraum (um)gestaltet wurde. Und möglicherweise inspiriert mich das zu einem eigenen Konzept, in dem kulturelle Bildung auch die berufliche Bildung zu bereichern versucht.

Text & Bilder: Anita Zender

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