3C – Vernetzen mit anderen oder: Die Fäden werden enger

Und (oder endlich) wieder zurück in Marburg, zum Abschluss von Modul 3C, bei dem Vernetzung den Schwerpunkt bildet. Stand in Wolfenbüttel die Kommunikation im Vordergrund gefolgt von Möglichkeiten der Unterstützung, etwa durch Stiftungen, in Nantesbuch, schließt sich nun der Kreis thematisch.

Den Auftakt macht Christian Kammler (aka Mr. KuBiS, Kopf, Herz und Hand des Weiterbildungsmasters, quasi), indem er am Beispiel der Kultur.Forscher! Kooperation und das Vernetzen mit Anderen vorstellt.

Eingangsportal des Instituts für Leibesübungen, Barfüßerstraße, Marburg
Eingangsportal des Instituts für Leibesübungen, Barfüßerstraße, Marburg

Ins Leben gerufen wurden die Kultur.Forscher! 2008 von der PwC-Stiftung als Ideen- und Geldgeberin sowie der Deutschen Kinder-und Jugendstiftung (DKJS) als Dienstleisterin. Das Programm zielt darauf ab, neue Ansätze des Forschenden Lernens für die Kulturelle Bildung an Schulen zu erschließen sowie langfristige Kooperationen zwischen schulischen und außerschulischen Partnerinstitutionen wie Museen und Theater zu etablieren.

Angestrebt wird eine curricular verankerte Kulturelle Bildung im Unterricht sowie die dazu notwendige Abstimmung mit den Schulministerien der entsprechenden Bundesländer. Vertreter:innen der Kulturinstitutionen und die teilnehmenden Schulen bilden das Kultur.Forscher!-Netzwerk im deutschsprachigen Raum. Auf regionaler und überregionaler Ebene, aber auch länderübergreifend, lernen die Netzwerkakteur:innen von- und miteinander.

Um regionale Netzwerke zu starten konnten sich in der ersten Programmphase 2008 bis 2016 Schulen nur gemeinsam mit einer Kooperationseinrichtung bewerben, erklärt Kammler. In der zweiten Programmphase (2016 bis 2020) fand eine Reduktion auf vier Bundesländer statt, die sich – so meine ich es bei Christians Vortrag herauszuhören – durch ein besonderes Maß an Aktivität von den übrigen Teilnehmer:innen abgehoben hatten. Seit 2016 wird dieses besondere Netzwerk von der Arbeitsstelle Kulturelle Bildung an Schulen (KuBiS) der Philipps-Universität Marburg koordiniert und begleitet. Außerdem wurde 2017 erstmals die überregionale Netzwerktagung Überregio durchgeführt, die die Kultur.Forscher! nicht nur untereinander, sondern auch mit Studierenden des Weiterbildungsmasters (WBM) KuBiS sowie Vertreter:innen von Bildungsministerien, Stiftungen und weiteren Akteur:innen aus dem Feld der Kulturellen Bildung vernetzt.

KulturForscher

Gegenwärtig sind knapp 50 Schulen und Kulturinstitutionen im Kultur.Forscher!-Netzwerk vertreten – klar gesetztes Ziel dieser dritten Programmphase sind neben der regionalen Ausweitung auch die Digitalisierung. Letzteres sicherlich auch durch (oder dank) Corona forciert, um (möglicherweise auch notgedrungen) neue Formen des Austausches zu ermöglichen.

Geographisch betrachtet nennt Kammler die Regionalgruppe Südtirol, die mit sechs Partnerinstitutionen Teil des Kultur.Forscher!-Netzwerks geworden ist, als gelungenes Beispiel für die Öffnung ins europäische Ausland. Und seit diesem Jahr gibt es mit dem Konstanzer Kulturlabor auch die erste Modellregion im Programm, welche Methoden und Formate der Kulturellen Bildung erprobt und Transferwissen für andere Schulen und Akteur:innen generiert. Spannend.

Vier existenzielle Leitfragen werden für die weitere Arbeit in den Raum gestellt (genauer: auf weißen Plakaten in verschiedenen Ecken des Raums auf Tische gelegt und hierdurch visualisiert):

  1. Wer sind die Akteur:innen?
  2. Welche Strukturen sind für die Netzwerkarbeit notwendig?
  3. Was muss für den Prozess der Netzwerkarbeit an der Institution bedacht werden?
  4. Wie wird die Kommunikation sichergestellt?

Die leeren Blätter füllen sich schnell, was mich in meinem inspirativ-kreativ-genialen Jahrgang so gar nicht überrascht. Bei allem Engagement stellt sich auch im Sinne der Selbstfürsorge dennoch eine weitere Leitfrage, damit diese nicht zur Leidfrage wird: Welche Ressource(n) habe ich, um die Aufgaben, Projekte, u.ä. zu bewältigen? Schließlich haben Akteur:innen unterschiedliche Lebensrealitäten. Nichts ist selbstverständlich (oder sollte es zumindest sein)!

Das Netzwerk als Gegenstand abbilden
Das Netzwerk als Gegenstand abbilden

In eine ähnliche Richtung denkt Moritz von Rappard, mit dem wir die g³-Methode ausprobieren: „Ins Tun kommen, ohne überfordert zu werden.“ Ohne die Methode abzuwerten, stellt sich bei mir und meinen Mitstudierenden im weiteren Verlauf doch eine gewisse Überforderung ein, die ist allerdings stressbedingt, denn Fluch und Segen zugleich ist der ((zu) geringe) Zeitansatz, der wiederum Methode hat.

Wir starten mit einem Werkzeug – beispielsweise ein Gegenstand – der die Funktion des zu initiierenden Netzwerks darstellt. Diese Gegenstände setzen wir zueinander in Beziehung (= Ideenmapping). Ich wähle spontan eine Bürste, die es – inspiriert durch einen Mittagspausen-Besuch bei Bürstenmacher Hintz in der Marburger Oberstadt – in einer nicht enden wollenden Fülle gibt. Unterschiedliche Borsten, unterschiedliche Härten, für alle möglichen Fälle einsetzbar. Brillant finde ich aber auch die Idee einer Saatbombe, die – wo auch immer sie auf fruchtbaren Boden trifft, zu etwas Wunderschönem wachsen kann.

Hiernach sollen wir uns eine Persona erarbeiten, quasi als erste Person, die Teil unseres Netzwerks wird. Angeleitet durch weitere Arbeitsblätter formulieren und skizzieren wir Anliegen, die uns besonders wichtig sind. Diese werden reihum weitergesponnen, um so ein oder besser DAS zentrale Anliegen oder Thema dieses Netzwerks zu klären.

Wie lohnenswert Netzwerke für ländliche Räume sein können, wird beim Vortrag von Harriet Völker deutlich, ihres Zeichens Programmreferentin für TRAFO und Aller.Land. Beide Vorhaben eint, dass sie Kultur fördern und Institutionen transformieren wollen, um ländliche Räume langfristig zu stärken und Wissen zu vermitteln. Welchen langfristigen Human-Benefit diese Netzwerke haben, wird spätestens in den Teilnehmer:innen-Feedbacks deutlich, in denen Selbstwirksamkeit, Gemeinschaftsgefühl und (gegenseitige) Wertschätzung rückgemeldet wurden.

Doch was genau versteht man eigentlich unter einem Netzwerk, zum Beispiel in Abgrenzung zu einer Kooperation. Sabine Jank, Modulverantwortliche neben Christian Kammler, stützt sich auf eine Definition von Manuel Castells. Demnach versteht sich ein Netzwerk als „dauerhaftes Muster der Interaktion zwischen heterogenen Akteuren, die sich gegenseitig definieren“. Wichtig im Prozess sei zudem die Koordination auf Grundlage „gemeinsamer Protokolle, Werte und Ziele“.

Planspiel - Meine Rolle im Team
Planspiel – Meine Rolle im Team

Zum runden Abschluss von Modul 3 netzwerken wir gruppenweise im Rahmen des in 3A begonnenen Planspiels. Wir erinnern uns an unsere Rolle(n) im Team und visualisieren diese durch Playmobilmännchen und allerlei Bastelzubehör – Fäden werden hier also ganz real gesponnen, Verbindungen mit Knete fixiert, justiert und manchmal auch neu platziert. Funktionen und Positionen erweitert oder verändert. Eigene Motive werden nochmals im Sinne des großen Ganzen überdacht. Auch in die Zukunft wird geplant, um dem Zweck des Netzwerks einen nachhaltigen Sinn zu geben. Das Thema meiner Gruppe, die Förderung der 21st Century Skills, hat sich im Spiel jedenfalls als zukunftsfähig und -würdig erwiesen. Hier sollten wir auf jeden Fall dranbleiben.

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